Luzia wäre eben nicht Luzia, ohne vor unserer Seniorinnenwanderung zusammen mit Annemarie zuerst den Weg zu rekognostizieren; und es wäre auch keine Option gewesen, die Reise später nur wegen «eher trüben Wetteraussichten» ins Wasser fallen zu lassen. So vertrauten 16 lebenserfahrene Frauen voll darauf, dass sie allenfalls einen Regensprutz schon vertragen würden.

Wir fuhren also zuerst mit dem Zug von Killwangen nach Lenzburg und von dort mit dem Bus nach Seengen. Im Café der Bäckerei Konditorei Studler offerierte uns der Turnverein einen feinen Startkaffee oder Cappuccino mit Gipfeli. Nach unserer Kaffeepause machten wir uns auf den Weg, um wohlgemut dem Hallwilersee entlang zu wandern. Aber oh je! Schon bald hiess es dann «Land unter», denn der Wanderweg vor uns war nach mehrtägigem intensiven Regen überschwemmt worden, so dass Enten dort schwimmen konnten. Wir mussten also einen Umweg machen. Doch dies war kein Problem, denn Schilder mit der Aufschrift «Schiffsteeg» und «Schiffssteeg» leiteten uns gut an. Zusätzlich regten diese uns an, über die Rechtschreibung dieses Wortes zu diskutieren. Ich schreibe es seither so: «Schiffsteg». Wie schön, wenn man in reiferen Jahren mit Leichtigkeit solche «Detailfragen» anzugehen weiss.

In Tennwil weckte ein sogenanntes «Arbeiterstrandbad» unsere Aufmerksamkeit. Eigentlich hätten wir ja dort ganz gerne unseren Proviant aus dem Rucksack ausgepackt. Aber da bei solchen frischen Temperaturen niemandem zum Baden zumute war, entschieden wir uns, ein neues Plätzchen zu suchen. Alsbald fanden wir unter dem schützenden Blätterdach des nahe gelegenen Waldes eine wunderbare Raststätte. Dort sangen wir nach dem Essen fröhlich im Chor «Wenn i nume wüsst wo ds Vogel-Lisi wär, s’Vogellisi chunt vo Adelbode her, Adelbode liit im Berner Oberland, s’Berner Oberland isch schön. Ja, z’Oberland… .» Von nun an werde ich diesen Rastplatz wohl für immer mit diesem schönen, alten Schweizer Volkslied im Gedächtnis behalten. Seniorinnenwanderung 2024

Auf dem Weg bis zum nächsten Kaffeehalt, dem Restaurant «Delphin» in Meisterschwanden, hatten wir natürlich genügend Zeit, um das Wetter ausgiebig zu besprechen. Wir fragten uns, wann denn der Sommer endlich kommen würde um zu bleiben, und wir suchten nach Gründen für so viel Regen. Schliesslich fanden wir einen Schuldigen. Es war der «Zürcher Böög», der berühmteste Schneemann der Schweiz, der am 15. April am Sechseläuten wegen eines Sturmes nicht verbrannt werden konnte. Nun musste der Sommer eben warten bis zum «Böögg-Aazönde» in Heiden am 22. Juni. Weil also der Winter erst so spät vertrieben werden konnte, musste der Sommer so lange warten.

Für die einen Seniorinnen war die Schifffahrt über den See nach Beinwil der eigentliche Höhepunkt des Tages, für andere gab es mehrere Highlights; beispielsweise das Wandern in heiterer Gesellschaft, in der sich alle wohl und gut aufgehoben fühlten; schön war auch, dass alle Seniorinnen den Fussmarsch bergaufwärts bis zum Bahnhof und die Heimreise mit dem Zug problemlos schafften. Annemarie Dauwalder und Luzia Aubry gebührt ein grosser Dank von uns allen für die tolle Reiseplanung und Durchführung; aber auch für ihr Sinn stiftendes, grosses Gemeinschaftsgefühl sind wir ihnen dankbar. Nicht zuletzt tat es uns gut, den eigenen und den Launen des Wetters zu trotzen und den Tag positiv miteinander zu gestalten.


Text: Elisabeth Frei
Fotos: Angela Spahr